St. Laurentius Kirche

Kirche

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St. Laurentius Kirche Oechsen

"Schon 977 werden Güter des Klosters Raßdorf in Oechsen erwähnt. Die Bewohner von Oechsen mussten Zins an das Kloster bezahlen. Da sie sonst freie Bauern waren, gefiel ihnen die Belastung nicht. Sie verweigerten die Abgaben. Ihre Eingaben an Kaiser Otto II. und an den Papst wurden zurückgewiesen mit der Begründung, die Raßdorfer hätten die Laurentiuskirche gebaut und dafür müsste Zins entrichtet werden.
Der Schutzpatron der Kirche ist der Märtyrer Laurentius, der nach der Legende im Jahre 258 auf dem Rost verbrannt wurde, weil er dem Kaiser, der von ihm Schätze der Kirche verlangte, die Armen der Gemeinde brachte und erklärte, diese seien der wahre Schatz der Kirche.
Später hatten die Oechsener ihren Kummer mit einem Mann namens Erpho von Nithardishausen. Dieser hatte sich auf einem Berg gegenüber der Kirche niedergelassen und eine Burg gebaut, die sogenannte Schönburg. Aus dieser Zeit stammt vielleicht noch der Kirchturm. Er diente in alter Zeit als Wehrturm. Der Eingang soll sich in der ersten Etage befunden haben. Bei Belagerung wurde die Leiter eingezogen, so dass es keine Möglichkeit mehr gab, in den Turm einzudringen.
Wieviel Kirchen in den Jahrhunderten an diesen Turm angebaut waren, kann man nicht mehr sagen. Bekannt ist nur, dass die
Kirche von 1576 im Jahre 1801 abgerissen worden ist. Die Begründung zum Abbruch erscheint uns heute kurios. Es konnte
sich nämlich nicht jeder Einwohner einen eigenen Platz in der Kirche kaufen, der dann für ihn reserviert war.     
Leider wurde bei diesem Neubau der alte Altarraum mit dem gotischen Gewölbe nicht mit einbezogen. Wenn wir uns in der Kirche umsehen, vermissen wir den Taufstein. Auch das hat seine geschichtlichen Hintergründe. Bis 1815 war Oechsen hessisch und gehörte damit der reformierten Kirche an. Es ist, neben anderem, Eigenart der reformierten Kirche, dass beide Sakramente, Heilige Taufe und Heiliges Abendmahl, vom Altar her gespendet werden."

Text: Arthur Stütz (Wölferbütt), zitiert nach Günter Kaiser,
"Meine Heimat, Kirchen - Landschaften - Denkmäler" 
           

„Ein kleiner bartloser Kopf befindet sich an einem Quaderstein an der Südostecke des Turmes, mit dem Stein aus einem Stück gemeißelt. Der untere Hauptteil des Turmes ist viereckig, darauf steht ein beschiefertes, achteckiges Geschoß, das von einer Schweifkuppel gekrönt wird. 
Der Hauptraum der Kirche ist im Jahre 1801 an stelle einer älteren baufälligen Kirche erbaut worden, die aus dem Jahre 1586 stammte. Der aus Stein gemauerte Altar, mit einer Sandsteinplatte bedeckt, ist an der Ostseite aufgestellt. Hinter dem Altar steht eine Altarwand, aus der die Kanzel balkonartig heraus geragt ist. Darüber befindet sich die Orgelempore. An der Orgel ist das kurhessische Wappen angebracht. Das Orgelgehäuse ist mit Schnitzereien verziert, in denen Motive des Roccoco- und des antikisirenden Stils neben einander vorkommen. Mit der Zeit des Baues von 1801 ist dies wohl vereinbar. Die Jahreszahl 1801 steht in dem Schlussstein des Westportals, darauf ebenfalls der Name des Maurermeisters: Johann Georg Enders in Völkershausen. Die gegenwärtige Bemalung des Inneren wurde im Jahre 1896 von den Malern Rosenthal und Grau in Eisenach ausgeführt.

aus: "Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens" von Prof. Dr. P.Lehfeldt und Prof. Dr. G.Yoss, IV.Band, Jena, Verlag von Gustav Fischer 1911

Ein thüringischer „Orgelschatz“ bei uns in Oechsen

Zugeschrieben wird die Orgel Matthäus Nordheim, einem umtriebigen Mann aus dem Oechsner Nachbarort Gehaus, der um die Jahrtausendwende dort zeitweise auch das Amt des Kirchenvorstehers und sogar das des Bürgermeisters inne hatte.

Zieht der Organist das Register mit der Aufschrift „Engel“, dann heben brav zwei bewegliche, am Prospekt befindliche Flügelfiguren ihre Trompeten.

Dieser Effekt ist in Mitteldeutschland selten. Es gibt ihn hier nur noch bei einer  Evangelischen Kirche zu Dermbach.

Der in diesem Jahr beginnende zweite Bauabschnitt umfasst die Reinigung der Orgel, die Restaurierung von Spielanlage und Trakturen, eine neue Belederung der Windanlage, den Einbau eines neuen Elektrogebläses und die komplette Erneuerung der Prospektpfeifen.


Gut 50.000 Euro sind für die Sanierungsmaßnahmen veranschlagt; rechnet man die Kosten für die vorausgegangenen Arbeiten hinzu, hat die Gemeinde insgesamt mehr als 112.000 Euro zu zahlen. Die Stiftung Orgelklang fördert das Projekt in diesem Jahr mit 3.000 Euro.

Das Interesse an der Orgel in St. Laurentius ist groß - auch bei den nicht kirchlich gebundenen Oechsnern. Spenden werden mit Aktionen wie dem „Lebendigen Adventskalender“ und durch Spendenbriefe erworben oder mithilfe von Kooperationen mit örtlichen Vereinen wie dem Kirmesverein.

„Orgel des Monats Januar 2021“ der Stiftung Orgelklang


Es ertönt das „Allabreve C-Dur“ von Christoph Heinrich Hartmann. Danach sagt der Organist unumwunden: „Wir hören deutlich, dass die Orgel in keinem guten Zustand ist“. Diese Feststellung trifft Thorsten Pirkl nicht vor Publikum, sondern in diesem Video. Dort ist das Instrument der St.-Laurentius-Kirche in Oechsen in der Rhön portraitiert – immerhin trotz seiner Mängel als Nummer 287 in der Reihe „Orgelschätze in Thüringen“. 


Wer zuhört, bekommt nicht nur ein Bild vom Klang des Instruments, das die Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats Januar 2021 würdigt: Zuhörerinnen und Zuhörer erfahren, dass die Kirche St. Laurentius im Jahr 1801 neu erbaut wurde – „aus einem heute kurios wirkenden Grund“: In der Vorgängerkirche sei nicht genügend Raum gewesen, dass sich alle, die wollten, einen Sitzplatz hätten kaufen können.


Orgel und Altar bilden Pirkl zufolge eine optische Einheit

Sie seien beim Neubau wohl gemeinsam zumindest in Teilen aus der Vorgängerkirche übernommen worden, mutmaßt er. Zugeschrieben wird die Orgel Matthäus Nordheim, einem umtriebigen Mann aus dem Oechsner Nachbarort Gehaus, der um die Jahrtausendwende dort zeitweise auch das Amt des Kirchenvorstehers und sogar das des Bürgermeisters innehatte. Offenbar war er auch des Orgelbaus kundig, denn das Instrument in der Kirche in Gehaus geht auf ihn zurück. Aber hat er tatsächlich auch die Orgel in Oechsen in Gänze geschaffen? Nein, meint Thorsten Pirkl, und er führt eine hübsche Beobachtung ins Feld: Zieht der Organist das Register mit der Aufschrift „Engel“, dann heben brav zwei bewegliche, am Prospekt befindliche Flügelfiguren ihre Trompeten. Diesen Effekt gebe es selten in Mitteldeutschland, sagt Pirkl, und seines Wissens nach nur noch bei einer anderen Orgel in der Röhn, in der Evangelischen Kirche zu Dermbach nämlich. Diese wiederum stamme von Johann Casper Beck (1703 - 1774). Pirkls These: Auch das Instrument in Oechsen wurde von Beck erbaut; Matthäus Nordheim habe dieses dann beim Abriss der alten Oechsner Kirche abbauen, in der neuen St. Laurentius wieder aufbauen lassen „und dabei klanglich etwas umgestaltet“.

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